Der überwiegende Teil der Zimmerpflanzen besteht aus tropischen Pflanzen. Ihre Bedeutung unterlag einem starken Wandel – vom Forschungsobjekt hin zum heutigen Dekorationsartikel, der nicht zuletzt in der Verfügbarkeit von Natur und der Erreichbarkeit anderer Kontinente begründet liegt. In den 1970er Jahren hatten die Fototapete und die tropische Zimmerpflanze eins gemein: sie waren Projektionsfläche der Sehnsucht nach dem Paradies auf Erden. Im Unterschied zur Tapete jedoch versprach das pflanzliche Lebewesen ein Stück „echte“ Natur. Konnte sich in den 1970er Jahren nur ein kleiner Personenkreis Fernreisen leisten, so gehören diese im 21. Jahrhundert zum Urlaubsalltag. Tropische Zimmerpflanzen versprechen noch heute ein Stück Exotik in den eigenen vier Wänden, auch wenn das pflanzliche Lebewesen längst ein billiger Dekorationsartikel geworden ist. Doch wie ist es um die Natur in den Herkunftsländern heute bestellt?
Entspricht das – auch in Reiseprospekten suggerierte – Bild einer idyllischen Natur inzwischen nicht eher einer Parallelwelt zu einer Realität, die geprägt ist durch massiven Raubbau an der Natur und darin begründeten Klimakatastrophen in Form von Tsunamis, Erdbeben, Wirbelstürmen und Überschwemmungen? Sind Zimmerpflanzen heutzutage also nicht eher Ausdruck des Wunsches nach einer unbegrenzt nutzbaren Natur und einem allseits verfügbaren Naturparadies? Oder sind die tropischen Gewächse im 21. Jahrhundert gar die letzten Hoffnungsträger unserer „zivilisierten Welt“, die ihr Dasein im geschützten Raum eines Zimmers führen, während der Lebensraum ihrer ArtgenossInnen in freier Natur zunehmend dezimiert wird?
Am Beispiel des tropischen Regenwaldes erforscht das Künstlerduo 431art die obige Thematik mit künstlerischen Mitteln. Zu sehen sind farbige Abbildungen tropischer Zimmerpflanzen vor grob gerasterten Fotografien abgeholzter oder brandgerodeter Regenwälder, d.h. vor dem aktuellen Szenario ihrer Herkunftsvegetation. Die Collagen, die in der Heimatscheune auf dem Gelände der Stiftung ausgestellt wurden, trafen hier auf den Kontext der landwirtschaftlich nutzbar gemachten Natur.
2014 Airport Gallery Schöppingen
2015 Elternhaus, Dreieich
2015 „natural affairs“ Quadrart Dornbirn
2016 „We graciously interfere with your perception“, Kaiser & Cream Wiesbaden
2016 „Interfere Now“, Internationales Waldkunstzentrum Darmstadt
2014
Exhibition, Installation, Photography