Installationen zu den Begriffsfeldern Baden und Einkehr in einem ehemaligen jüdischen Badehaus in Wiesbaden.
Von einer gestreckten räumlichen Flucht zweigen rechts und links Badekabinen ab, die zum Teil mit einem im Boden eingelassenen, über Stufen zugänglichen Badebecken versehen sind. Allen Kabinen gemein ist eine durchgehende helle Kachelung der Wände, des Bodens und des Beckens. Sie sind mit verschließbaren Türen versehen um die Privatspäre des Badenden zu gewähleisten, jedoch nach oben hin offen.
Video-, Raum- & Soundinstallation
Die gesamte ehemalige Badekabine ist für die Dauer der Installation mit schwarzem Teppich ausgekleidet und auch nach oben hin geschlossen, einzig das im Boden befindliche Becken und die Stufen wurden ausgespart. Die Tür der Kabine wurde entfernt und gegen einen Vorhang aus schwarzer Gaze ausgetauscht.
Der Besucher tritt von einem hellen Gang in einen Raum vollständiger Dunkelheit. Das Innere des Raumes mutet wie das Innere eines Zeltes an .
Im Kontrast zur Dunkelheit des Raumes steht das weiß gekachelte Badebecken, über dem ein bemooster Sandstein mittels Drähten schwebend verspannt ist. Einzige Licht-Quelle im Raum ist ein von innen leuchtender Wassertropfen. Ein durchgängig tragender Klang füllt den Raum, Außengeräusche verlieren an Präsenz. Dieser Klangraum wird subtil rhythmisiert, indem in größeren zeitlichen Abständen das Geräusch aneinander stoßender Steine – ein kurzes Klicken – zu hören ist.
Wasser fließt durch einen von der Decke hängenden fragilen Schlauch. An dessen Ende sammelt es sich an einer weißen Leuchtdiode, bis sich ein Tropfen vom Licht löst, auf den Stein fällt, über das Moos rollt und in das sich darunter befindende Becken gleitet. Während des Falls bis zum Moment seines Auftreffens wirft der Tropfen einen immer größer werdenden Schatten auf den Stein, in den er dann hineinfällt und sich fließend auflöst. Bei seinem Auftreffen auf dem Beckenboden erzeugt er einen Ton. Nach und nach entsteht ein weiterer von innen leuchtender Tropfen und fällt erneut herunter. So sind in regelmäßigem Rhytmus fallende Wassertropfen zu hören.
Licht, Dunkelheit und Klang schaffen einen Raum der Einkehr, in dem der Besucher Elementarem in einer stilisierten Form begegnet: Rhytmus und Zeit im Zusammenspiel mit Natur.
Rauminstallation
Der Besucher betritt den Raum durch einen Noren (japanischer, in der Mitte geteilter Halbvorhang für Türen oder Durchgänge) aus weißem Vlies. Der Zugang ist somit weder offen, noch geschlossen. Von oben fällt gedämpftes Licht durch eine halbtransparente Verspannung aus weißem Vlies in den Raum.
Die Installation arbeitet bewußt mit der Materialanmutung der Kacheln: Kalte glatte Wände, an denen nichts haften bleibt. Keine Spuren vorheriger Badegäste, keine Erinnerungen. Beim Eintreten fällt der Blick des Besuchers auf eine große hängende Schriftrolle, die fast bis zur Wasseroberfläche im Becken reicht. Auf einer durchsichtigen Folie vor weißem Vlies ist das folgende Zitat von Ramana Maharshi zu lesen:
Es genügt, das man sich ausliefert.
Sich auszuliefern heißt, das man sich dem Grund des eigenen Seins übergibt.
Der Ursprung ist in Dir selbst. Übergib Dich ihm.
Das bedeutet, das Du den Ursprung suchen und mit ihm eins werden mußt.
Beugt man sich nun über das Badebecken, von dessen Grund diffuses Licht ausgeht, blickt man durch das Wasser in einen großen Spiegel. Ebenso wie der Text, initiiert der Spiegel ein immerwährendes Feedback, das einem Mantra gleich den Betrachter allein mit sich selbst Zwiesprache halten läßt. Der „Sprung“ wird so zu einem inneren Wagnis – gleich dem Mutsprung eines Kindes ins tiefe Wasser.
Rauminstallation in Badekabine Nummer 4. Die Installation greift die ursprüngliche Funktion des Raumes auf. Sie zeigt eine Badesituation. Die Tür des Raumes ist geschlossen.
Auf dem Boden neben dem Badebecken befindet sich eine Schale mit Seife, über der Handtuchablage hängt ein locker hingeworfenes Handtuch, auf der Ablage vor dem Wandspiegel steht ein Massage-Öl. Auf dem Etikett steht: ”Aromatherapie”
Das Becken ist gefüllt mit frischem Laub. Davor sind vereinzelt Blätter wie Wassertropfen-Spuren eines zuvor dort Badenden auf den Stufen und auf dem Fußboden liegen geblieben.
Öffnet der Besucher die Tür der Kabine 4, kommt ihm der Duft des frischen Laubs entgegen, Träger der Erinnerung an einen erholsamen Spaziergang im Wald. Gleich dem Eintauchen ins Wasser des Bades taucht der Besucher ein in das Aroma – Bad.
2002
Installation, Participative, Performance, Sound