endorphin 1.1 – betarelease Project_008 seit 2004
2004 – fortlaufend
endorphin 1.1 | betarelease – cologne
installation, 2004, exhibition cologne
Installation im Hohlkörper der Deutzer Bridge, Köln, begonnen 2004 – fortlaufend: Metallregal, mit Wasser gefüllte Flaschen, Wasserkanister, Metallschale, Tropf mit Schlauch und Leuchtdiode, Kontaktmikrophon, Audiobox; Tisch, Stuhl, Feedback-Box.
“Glück” ist schwer zu verallgemeinern, es bezeichnet individuelle seelische Verfassungen, Empfindungen von Lust oder euphorischer Begeisterung. Zudem läßt es sich nur im Kontrast zu anderen, unangenehmen Erfahrungen genießen. Daher kann es kein fortdauernder Zustand sein, sondern wird als etwas Ephemeres erlebt, es sei denn, es begegnet uns als Versprechen jenseitiger Seeligkeit. Oft erscheint Glück so als etwas zu Suchendes oder noch zu Erreichendes. Rein physiologisch hängt das Gefühl von Freude oder Glück mit der körpereigenen Ausschüttung von Endorphinen zusammen.
Die Installation „Endorphin 1.1 Betarelease“ hält vor diesem Hintergrund ein besonderes Angebot bereit: In einem Metallregal befindet sich ein Sortiment von Wasserflaschen, die bei genauerem Hinsehen jedoch ungewöhnliche Substanzen beinhalten: Neben Liebe, Mitgefühl, Freude, Hingabe und Wunschlosigkeit wird eine Reihe weiterer positiver Gestimmtheiten versprochen; aber auch konträre Empfindungen wie Hass, Gier, Neid, Missgunst können in flüssiger Form zu sich genommen werden. Obwohl es sich dabei nicht um materiell besitzbare Gefühlszustände handelt, werden sie gleichsam zur Ware transsubstantiiert und sinnlich greifbar.Dazwischen, auf der mittleren Regalebene, sieht man, wie sich Wasser aus einem Schlauch allmählich um eine Leuchtdiode sammelt und, einem Destillat gleich, Tropfen für Tropfen in eine Metallschale fällt. Dieser Vorgang ist zugleich akustisch verstärkt zu hören. Es scheint, als würde das mit den Glücksmomenten ‘beseelte’ Wasser in einem alchemistischen Prozeß gewonnen.Durch das Angebot an ‘Substanzen’ wird das Streben nach Glück nicht nur in die Sphäre der Konsumtion verlegt, sondern dem Betrachter wird mit der Wahlentscheidung zugleich abverlangt, individuell zu ermessen, welche Voraussetzungen, Gefühle und Charaktereigenschaften er für seine persönliche Glückserfüllung als notwendig erachtet. Als Betaversion fordert die Installation ihn darüber hinaus auf, die Versuchsanordnung zu testen und zu vervollkommnen, um schließlich zu einem Final Release zu kommen. (Martin Doll)
Dank an Martina Biesenbach